Die große Wende? – Überholt Ether bald Bitcoin oder reicht es nur für „Myspace“?
Da BTC/USD weiterhin unter der 40.000 US-Dollar festgefahren ist, bekommt dieses altbekannte Narrativ wieder Futter, doch die Bitcoin-Fans wehren sich entschieden.
Bloomberg: Ether wird Bitcoin übertrumpfen
Auslöser ist ein Bloomberg-Artikel vom 31. Mai, der mehrere Stimmen zu Wort kommen lässt, die eine zukünftige Machtablösung von Bitcoin durch Ether beschreien.
So meint Tegan Kline von der Blockchain-Firma Edge & Node zum Beispiel gegenüber dem Blatt, dass der führende Altcoin „Bitcoin in der Zukunft ziemlich sicher übertreffen wird, was Innovation und das Interesse von Entwicklern angeht“.
Ein weiterer zitierter Experte schreibt Ethereum ebenfalls „bessere Wachstumschancen“ zu.
Argumente dieser Art sind nicht neu, und wurden seit Gründung von Ethereum immer wieder als große Trumpfkarte für den langfristigen Erfolg des Projekts angeführt. Die großen Upgrades der Smart-Contract-Plattform in den letzten Wochen haben dieser ordentlich Rückenwind gegeben, wodurch der Ether-Kurs den Marktführer, zumindest relativ gesehen, zwischenzeitlich tatsächlich ausstechen konnte. Ein weiterer wichtiger Erfolgsfaktor ist dabei, dass das Ethereum-Netzwerk das Grundgerüst für die meisten Anwendungen aus dem Bereich der Dezentralisierten Finanzdienstleistungen (DeFi) bildet, die inzwischen ihren eigenen Hype haben.
Während Ether im Währungspaar mit dem großen Bruder, also ETH/BTC, langfristig das Nachsehen hat, wurde in diesem Monat der beste Kurs seit drei Jahren eingefahren, was belegt, dass ETH zurzeit im direkten Vergleich gewinnt.
Ein Grund dafür ist, dass die zweitplatzierte Kryptowährung ihre Gewinne aus den jüngsten Rekordläufen bisher besser aufrechterhalten konnte als der Erstplatzierte. Wie Cointelegraph berichtet hatte, ist ein wichtiges Gleitendes Mittel für ETH/USD weiter intakt, während BTC/USD aktuell unter einer solchen „roten Linie“ liegt.
Druckenmiller sieht Ethereum als MySpace
Obwohl Ethereum im direkten Vergleich also stark ist wie selten, ist die Behauptung, dass bald die „große Wende“ bevorsteht, nicht mehr als ein Wunschtraum, zumindest wenn es nach den eingefleischten Bitcoin-Fans geht.
So meint ein Krypto-Trader auf Twitter zum Beispiel sarkastisch (siehe unten): „Das einzige, was dieses Jahr gewendet wird, sind Hamburger.“
Das einzige Flippening in diesem Jahr pic.twitter.com/cY0necJ3GM
— William Clemente III (@WClementeIII) 29. Mai 2021
Auch Investmentguru Stanley Druckenmiller gibt sich im Interview mit The Hustle zuversichtlich, dass Bitcoin den Platz an der Sonne nicht so schnell räumen wird.
„Ich denke, dass Bitcoin sich als Wertaufbewahrungsmittel bereits durchgesetzt hat. Sie ist jetzt eine Marke, die es schon 13 – 14 Jahre gibt, zudem verfügt sie über eine begrenzte Umlaufmenge“, so Druckenmiller. Dahingehend führt er aus:
„Ist sie irgendwann das neue Gold? Das kann ich nicht sagen, aber die letzten beiden Jahre hat sie diese Rolle schon mal ziemlich gut imitiert.“
Trotz all der Vorschusslorbeeren für Ethereum traut Druckenmiller dem Thronfolger in spe derweil keinen langfristigen Erfolg zu.
„Ich bin skeptisch, ob Ether seine Position festigen kann. Sie erinnert mich irgendwie an MySpace bevor es Facebook gab“, so der Investmentexperte. Und weiter:
„Ein besserer Vergleich wäre, dass sie Yahoo ist, bevor es Google gab. Google war gar nicht so viel schneller als Yahoo, aber das musste es auch nicht sein. Es reichte schon, ein wenig schneller zu sein, und der Rest ist Geschichte.“
Allerdings ist fraglich, ob ein direkter Vergleich von Bitcoin und Ethereum wirklich zulässig und sinnvoll ist, denn die beiden Krypto-Projekte unterscheiden sich in ihrer Ausrichtung grundsätzlich. Die begrenzte Umlaufmenge und der langjährige Erfolg von Bitcoin verschaffen dem Marktführer mittlerweile eine Stellung, an die keine andere Kryptowährung heranreicht. Insofern ist jeglicher Vergleich also Äpfel und Birnen.
„Ich finde, dass alle anderen Kryptowährungen nicht wirklich mit Bitcoin konkurrieren können und Bitcoin auch nicht wirklich ähnlich sind“, wie Saifedean Ammous, Autor von The Bitcoin Standard, bereits im August 2017 in einem Podcast feststellte.
„Die wahren Konkurrenten [für andere Krypto-Projekte] sind Plattformen wie Amazon Web Services.“