Bei jedem zweiten Bitcoin-Umtausch werden nicht genügend Kundendaten erfasst von Titus | Die Hauptstadt | Oktober 2020
Bitcoin und Geldwäsche. Bisher haben Kryptowährungen ihre Verbindung zu zwielichtigen Finanzpraktiken nicht vollständig aufgehoben. Eine neue Studie von Ciphertrace zeigt: Krypto-Börsen und vergleichbare Dienstleister haben weiterhin viel Nachholbedarf bei Maßnahmen zur Bekämpfung der Geldwäsche.
Im Jahr 2020 legen 56 Prozent aller Bitcoin-Börsen zu wenig Wert auf eine angemessene Kundenidentifikation. Eine neue Studie Zu diesem Schluss kommt das Blockchain-Analyseunternehmen Ciphertrace. Das Unternehmen untersuchte Know-your-Customer-Prozesse von 800 Krypto-Börsen und vergleichbaren Dienstleistern aus 80 Ländern.
Know Your Customer (KYC) ist ein wichtiges Element bei der Bekämpfung von Geldwäscheaktivitäten. Die zuständige internationale Financial Action Task Force (FATF) forderte daher vor einem Jahr, dass Bitcoin-Börsen zunehmend Kundendaten sammeln sollten. Laut Ciphertrace hat sich seitdem tatsächlich eine Verbesserung ergeben. Im Jahr 2019 hatten 65 Prozent der 120 beliebtesten Bitcoin-Börsen noch unzureichende KYC-Maßnahmen. Zumindest aus Sicht von Ciphertrace haben Crypto-Asset-Dienstleister im Jahr 2020 „noch einen langen Weg vor sich, wenn es um Compliance geht“.
Die meisten der untersuchten Bitcoin-Börsen und Kryptodienstleister befinden sich in Europa. Trotz der vergleichsweise hohen regulatorischen Anforderungen auf dem Kontinent schneiden 60 Prozent der europäischen Anbieter bei KYC schlecht ab. Europa steht im Gegensatz zur Region Asien-Pazifik. Auch mengenmäßig gibt es viele Kryptodienstleister, deren KYC-Konzept erweitert werden kann. Der Anteil der Anbieter mit einem guten KYC ist jedoch unverhältnismäßig hoch.
Auf Länderebene bilden die USA, Singapur, Großbritannien und Russland in der Studie den Schlusspunkt. Laut Ciphertrace führen 80 Prozent der russischen Bitcoin-Börsen eine unzureichende Überprüfung der Kundendaten durch.
In Afrika entwickeln sich die Seychellen inzwischen zu einem Hotspot für Geldwäsche. 72 Prozent von allen Bitcoin Dienstleister aus Afrika sind auf den Inseln registriert, 70 Prozent von ihnen bestätigen Ciphertrace-schlechte KYC-Maßnahmen. Es ist daher nicht verwunderlich, dass die Mehrheit der Kunden dieser Börsen aus dem Ausland kommt.
Zusätzlich zu Bitcoin Im Austausch konzentriert sich die Studie auch auf DeFi-Dienste. Die Autoren weisen darauf hin, dass DeFi-Plattformen aufgrund regulatorischer Unklarheiten für Geldwäscheoperationen sehr attraktiv sein können.
Demnach haben 90 Prozent aller DeFi-Dienstleister nur ein unzureichendes KYC-Konzept, während 81 Prozent nicht einmal die Identität ihrer Kunden feststellen. Darüber hinaus gaben von den 51 untersuchten DeFi-Börsen nur 21 ein Herkunftsland an. Der Rest bleibt anonym.
In Bezug auf die dezentrale Finanzierung weist Ciphertrace darauf hin, dass die Financial Action Task Force DeFi-Börsen bereits als Anbieter von Krypto-Asset-Diensten betrachtet. In der Europäischen Union wird die geplante MiCA-Kryptoregelung nicht nur die Bitcoin-Börsen, sondern auch den DeFi-Bereich betreffen.