Blockchain-Verband INATBA erneuert Kritik an geplanter Krypto-Regulierung der EU
Sechs Monate nach seiner ersten Stellungnahme zu den Vorschlägen der Europäischen Kommission zur Regulierung von Kryptowährungen wiederholt der Blockchain-Verband INATBA seine Kritik und legt einen umfangreichen Bericht vor, der die Hauptkritikpunkte am Vorhaben der EU konkretisiert.
Wie aus dem entsprechenden Dokument hervorgeht, kommt der INATBA dabei insgesamt zu der Schlussfolgerung, dass die Regulierungsvorschläge unter dem Namen „Markets in Crypto-Assets“ (MiCA) nicht förderlich für Firmen aus dem Bereich Krypto und Blockchain sind. Die International Association for Trusted Blockchain Applications (INATBA), der neben namhaften Krypto-Unternehmen wie Ripple und ConsenSys auch große Player wie die Deutsche Telekom angehören, moniert, dass die Vorschläge vielmehr das etablierte Finanzsystem begünstigen.
Dieser Einwand ist nicht neu, sondern wird oftmals von der Kryptobranche vorgebracht, wenn es um die Regulierung von Kryptowährungen und den zugehörigen Dienstleistungen geht. Die Logik dahinter ist, dass die Kosten für die Einhaltung der entsprechenden Regulierungsvorschriften, die oftmals eine umfangreiche Informationseinholung von Finanzdaten und Kundendaten vorsehen, unverhältnismäßig hoch sind.
Cointelegraph hatte zuvor berichtet, dass die MiCA Teil einer Strategie der Europäischen Union für den Digitalen Wandel des Finanzsystems sind. Die etwaige Regulierung könnten deshalb für den gesamten Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) gelten, und müssten nicht von jedem Land einzeln ratifiziert werden.
Der INATBA hebt zudem einige Schwachpunkte in den MiCA-Vorschlägen hervor, was die Dezentralisierten Finanzdienstleistungen (DeFi) betrifft. Demnach würde die vorgesehene Regulierung Marktnischen wie die DeFi nicht „ausreichend fördern“.
Die Einsprüche des Blockchain-Verbands stützen sich auf Umfragen, die unter Krypto-Unternehmen durchgeführt wurden. Laut INATBA sollte durch diese erhoben werden, in welchem Maße die Branchenteilnehmer bereits über die geplante Regulierung informiert sind.
Aus den Umfragewerten wird ersichtlich, dass 90 % der Befragten angeben, ausreichend über MiCA informiert zu sein. Nachfolgende Kontrollfragen deuten jedoch darauf hin, dass der Großteil noch keinerlei Beratung zu den Regulierungsvorschlägen eingeholt hat. Der INATBA leitet aus dieser Diskrepanz ab, dass sich viele Branchenteilnehmer wohl noch nicht bis ins Detail mit einigen wichtigen Aspekten der Regulierungsvorschläge auseinandergesetzt haben.
„Wir gehen davon aus, dass einige Fallstricke in den MiCA für Befragte, die keinen juristischen Hintergrund haben, verborgen geblieben sind. Diese wurde auch in unseren Fragerunden mit Branchenvertretern deutlich, denn hier baten viele Teilnehmer um Erklärungen für bestimmte Formulierungen in den MiCA.“
Nichtsdestotrotz stimmen die Umfrageteilnehmer der Einschätzung zu, dass die MiCA rechtliche Klarheit für die europäische Kryptobranche schaffen würden. Falls die Regulierungsvorschläge in ihrer derzeitigen Form verabschiedet werden sollten, könnte der Geschäftsbetrieb für Krypto-Unternehmen in der EU tatsächlich einfacher werden. Auch eine Migration innerhalb der Union wäre damit überflüssig.
Abschließend fordert der Blockchain-Verband einen verstärkten Dialog zwischen Gesetzgebern und Branchenteilnehmern bei der Ausgestaltung der MiCA.