Finanzexperten sind sich (fast) einig – Anleger wandern von Gold zu Bitcoin ab
So hat der Goldkurs vergangene Woche 4,62 % verloren und ist damit auf 1.857 US-Dollar gefallen, während Bitcoin in der vergangenen Woche bis zu 40 % hinzugewonnen hat. Zuvor hatten sich die beiden Wertaufbewahrungsmittel noch im Gleichschritt bewegt.
Charlie Morris, der Gründer und Investitionsleiter (CIO) der Vermögensverwaltung ByteTree Asset Management, sieht dies jedoch nicht länger als gültig an. Vielmehr bringt er den Umfang des Abschwungs von Gold damit in Verbindung, dass einige Anleger wohl zu Bitcoin abgewandert sind.
With bond yields up and inflation expectations down today, #gold has taken a hit. This justifies a $50 sell off, but price is down $120. I’d attribute the excess to flows moving towards #Bitcoin pic.twitter.com/qsWBb8NaXA
— Charlie Morris (@AtlasPulse) January 8, 2021
Während andere Faktoren bewirkt hätten, dass das Edelmetall 50 US-Dollar verloren hat, könnten die restlichen Verluste nur damit zu erklären sein, dass Kapital vom Edelmetall zur marktführenden Kryptowährung verschoben wurden, wie Morris schreibt.
Der CNBC-Finanzexperte und TV-Moderator Jim Cramer hatte vor einigen Tagen bereits in eine ähnliche Kerbe geschlagen, als er meinte, dass die Kapitalabflüsse von Gold „allesamt in den Kryptomarkt fließen“.
Auch Holger Zschäpitz, der leitende Wirtschaftsredakteur der WELT, stützt diese These. Einen ersten Beleg sieht er darin, dass die Abflüsse aus Gold-Indexfonds (ETFs) zur gleichen Zeit nach oben gegangen sind wie die Zuflüsse in den Bitcoin-Investmentfonds der Krypto-Vermögensverwaltung Grayscale. Selbst wenn es sich hierbei nur um eine Korrelation handelt, und nicht um einen Wirkungszusammenhang, ist daran zu erkennen, dass das Edelmetall Konkurrenz bekommt.
#Bitcoin‘s competition w/gold has already started as evidenced by >$3bn of inflows into Grayscale Bitcoin Trust & >$7bn of outflows from Gold ETFs since Oct, JPM says: Competition w/gold as alternative currency will continue given millennials will become over time more important. pic.twitter.com/lkXmDIN9e4
— Holger Zschaepitz (@Schuldensuehner) January 4, 2021
Da junge Anleger zukünftig eine immer größere Rolle spielen, wird die Anlageklasse der Kryptowährungen umso mehr legitimiert. Neben Gold als führendem Wertaufbewahrungsmittel macht sich auch Bitcoin immer mehr einen Namen als Absicherungsmittel gegen Inflation und eine unsichere Wirtschaftslage. Die jüngsten Kursentwicklungen könnten ein erster Fingerzeig sein, dass Bitcoin im Wettbewerb um diese Funktion langsam die Oberhand gewinnt.
Frank Spiteri von Coinshares bestätigt im Interview mit Bloomberg, dass das Narrativ um Bitcoin als Absicherungsmittel „angesichts der sehr unkonventionellen Geldpolitik (der Zentralbanken)“ zunehmend Rückenwind bekommt.
„Es scheint, dass die großen Institutionen momentan alle gleichzeitig Bitcoin als unabhängiges Wertaufbewahrungsmittel für sich entdecken“, wie er dahingehend ergänzt.
Die Einschätzungen der Experten werden zusätzlich dadurch unterstrichen, dass eine Währungseinheit von Bitcoin in dieser Woche erstmals mehr Wert erreicht hat als 20 Unzen Gold.
Nichtsdestotrotz lehnen einige Goldfürsprecher diese Argumentation ab, um ihrem Edelmetall den Rücken zu stärken. So meint der berühmt-berüchtigte Bitcoin-Kritiker Peter Schiff zum Beispiel, dass die Anleger wieder in Gold investieren, sobald die Inflation zur tatsächlichen Bedrohung für ihre Vermögen wird.
Today’s weak economic data on jobs is causing investors to buy risk assets and sell safe-havens like #gold. The weaker the economy gets the more money the Fed prints to prop it up. So, the real risk is #inflation, and once investors understand this, they will seek safety in gold.
— Peter Schiff (@PeterSchiff) January 8, 2021